9. Dezember

Sie waren sich schnell einig, dass Wilhelm sich lieber nicht alleine auf den Weg zur bunten Kuh mit ihrem Vögelchen macht. Wenn er nämlich bis hierher schon zwanzig Jahre gebraucht hat, wie viele Jahre würde er dann noch für die restliche Strecke benötigen? Und wer würde ihn beruhigen, wenn ihm ein hundeartiges Tier über den Weg läuft?

Ferdinand bekommt eine solche Situation mittlerweile super schnell in den Griff. Als ihnen gestern auf dem Rückweg vom Kuhstall der Hund eines Joggers entgegenkam, hat er Wilhelm schnurstracks in die andere Richtung gelotst. Die einzigen sichtbaren Reaktionen: ein schneller Atem und ein leises „A-Ih“. Kein schnell hin- und herwedelnder Schwanz. Kein hyperventilierendes „A - I - A - I - A - I“. Und vor allem kein ausgepowerter Wilhelm, der sich für Stunden in Brunos Höhle hätte zurückziehen müssen.

Stattdessen steigerte sich Wilhelms Laune von Stunde zu Stunde. Sein Ziel rückte in greifbare Nähe. Und dafür, dass Bruno und Ferdinand ihn begleiten wollten, hätte er tausend Luftsprünge machen können. Endlich nicht mehr alleine durch die Weltgeschichte reisen.

Vor lauter Dankbarkeit rollte er sieben Baumstammpakete vom Fluss den Hügel hinauf zum Platz der zukünftigen Manege. Um die restlichen zwei kümmerten sich Bruno und Ferdinand.

Später Vormittag. Bevor es über die sieben Berge zum Meer geht, haben sich alle bei Familie Hoppel versammelt. Keiner weiß, wie lange die Reise dauern wird. Doch alle hoffen, dass sie in ein paar Tagen wieder zurück sein werden. Schließlich müssen Bruno und Ferdinand noch ihre Manege bauen und Kunststücke einüben.

„He, ihr Drei. Ich hab da noch etwas für euch“, ruft Fritz, der alte Fuchs, über die Köpfe von Ferdinands Geschwistern hinüber. Langsam bahnt er sich einen Weg. Mit dem Maul schleift er einen großen Menschenbeutel über die Wiese.

„Hallo Fritz. Ich dachte schon, du hast uns vergessen.“

„Ich doch nicht. Hier.“ Der alte Fuchs legt den Beutel vor Bruno ab. „Ich habe extra alle Mülltonnen im Dorf durchsucht.“

Bruno öffnet gespannt den Beutel. „Oh, wie schön! Krümelkuchen mit ganz vielen getrockneten Weintrauben! Wie toll, dass die Menschen immer so viel wegschmeißen!“ Bruno freut sich wie ein Schneekönig.

„Teilt ihn euch gut ein“, zwinkert Fritz ihm zu.

„Aber natürlich.“

„So Kinder, jetzt aber los. Sonst wird es wieder dunkel“

Ein letztes Umarmen. Tschüss hier, tschüss da. Der Beutel mit dem Krümelkuchen über Brunos Schulter gehängt, machen sich die Drei auf den Weg zum Fluss. Hinter ihnen fünfundfünfzig winkende Löffelpaare.