22. Dezember

Bruno steht im Scheinwerferlicht am Rand der Manege. Einmal tief durchatmen, Anlauf nehmen, Sprung und zack steht er kopfüber auf Ferdinands Löffeln. Das Publikum jubelt. Nun nimmt Wilhelm Anlauf ... „Schnarch“ ... springt, macht einen Salto ... „Schnarch“ ... und landet sitzend auf Brunos Füßen. Ferdinands Löffel schlackern, Brunos Arme gleich mit. „Schnarch!“ Ferdinands Löffel werden weich wie Knete. Bruno kann sich nicht mehr halten. Ihr Turm stürzt ein.

 

„Au!“

 

„Schnarch!“

 

Bruno öffnet blinzelnd die Augen, rappelt sich hoch und reibt sich den Hintern. Das Publikum ist verschwunden. Statt in der Manege steht er vor seinem Bett. Am anderen Ende der Höhle schnarcht Wilhelm in einer ohrenbetäubenden Lautstärke vor sich hin.

 

Warum wird der nicht wach?

 

Im Halbschlaf sich weiter den schmerzenden Hintern reibend taumelt Bruno vor seine Höhle. Die Sonne steht schon ziemlich hoch am Himmel. Schlagartig ist Bruno wach. Die Manege! Sie hätten schon längst am Waldrand sein müssen, um die Baumstämme zu verlegen.

„Guten Morgen mein Kleiner. Hast du gut geschlafen?“

„Keine Zeit, Mama.“ Bruno macht auf dem Absatz kehrt, läuft zurück in seine Höhle.

„Ach komm schon, Wilhelm“ Er schüttelt ihn und schüttelt ihn, doch es ist nichts zu machen. Wilhelm lässt sich einfach nicht stören und schnarcht weiter.

„Dann eben nicht.“ Grummelnd schnappt sich Bruno seine sieben Sachen, läuft nach draußen, schleckt in Windeseile eine Tatze voll Honig hinunter und sprintet rüber zum Waldrand Richtung Dorf. Mama Bär hat keine Chance ihn aufzuhalten.

 

Am Waldrand angekommen traut er seinen Augen nicht. Träumt er etwa immer noch? Die Manege ist quasi fertig. Papa Bär und Biber Otto setzen gerade den letzten Baumstamm in das Manegenrund. Bruno läuft zu ihnen hinunter.

„Na, mein Kleiner? Gefällt es dir?“

Bruno ist sprachlos, kann nur nicken. Er läuft einmal den Rand der Manege ab, guckt sich jeden Baumstamm an, läuft zurück zu seinem Papa und umarmt ihn.

„Danke Papa!“

„Das hab ich doch gern gemacht. Jetzt habt ihr genug Zeit, eure Kunststücke einzuüben.“

Papa Bär streicht seinem Sohn sanft über den Kopf. Doch der ist mit den Gedanken schon zwei Schritte weiter.

„Das muss ich unbedingt Ferdi erzählen. Der wird Augen machen.“

Und schon sprintet Bruno über den Manegenrand, den Hügel hinauf in Richtung Hasenwiese.